Archiv der Kategorie: Media

Gigantisches Wald-Xylophon spielt Bach

Von: Skirter

So etwas habe ich auch noch nie gesehen: Nur mit Hilfe einer Holzkugel, die auf einem überdimensionierten Xylophon den Abhang hinunter rollt, kommt eine weltberühmte Melodie zustande – und zwar nichts Geringeres als „Jesus bleibet meine Freude“ von Johann Sebastian Bach. Schwer zu glauben einer Zeit, in der digitale Schummelei eher Standard als Ausnahme ist, aber offensichtlich hört man hier tatsächlich den Originalton. Und wofür das Ganze? Wer eine ausgefeilte Freiluft-Kunst-Installation vermutet, liegt falsch – es handelt sich hier um einen Werbeclip eines japanischen Mobilfunkbetreibers.

Ganz schön aufwändig, aber erfrischend anders. Deutlich kreativer, als das Budget für Animationen oder Special Effects auszugeben. Schön ist der Zusammenhang zu dem Produkt „Touch Wood“, ein luxuriöses, exklusives Handy mit Zypressen-Holzverkleidung – äußerst stylisch und für Designfreunde in meinen Augen ein absolutes Must-Have!

 

Touch Wood von Docomo

Wer sich das Bach-Original mal anhören möchte, hier:

(via Geekosystem)


Keine nukularen Simpsons-Folgen mehr im TV

Von: Skirter

Die Katastrophe in Japan hat nicht nur politische, sondern auch mediale Auswirkungen in Europa: In Deutschland gingen hunderttausende Atomkraftgegner auf die Straße, AKWs wurden abgeschaltet und die CDU erklärt ihre Wahlschlappe in Baden-Württemberg mit den Ereignissen im Land der aufgehenden Sonne.

Nun werden wohl in der Schweiz – und möglicherweise im gesamten deutschsprachigen Raum – Simpsons-Folgen, in denen es um Atomkraftwerke geht, aus dem Programm genommen. Es hat sich also für Homer, der alle naslang wegen seines – wohlwollend als „fahrlässig“ zu bezeichnenden – Verhaltens an seinem Arbeitsplatz für Lacher gesorgt hatte, vorerst ausgenukulart. Verständlich, da momentan wohl den Meisten das Lachen im Hals stecken bleibt…


Google und Twitter gegen Mubaraks Infosperre

Von: Skirter

http://www.flickr.com/photos/spierzchala/4404762903/

Foto: Stephen Pierzchala / flickr

Ich muss sagen, ich bin beeindruckt: Google hat sich mit Twitter zusammengetan, um den Ägyptern per Telefon einen Kanal ins Internet zu öffnen. Damit bezieht ein Konzern öffentlich Stellung gegen eine Regierung. Natürlich kann man sagen, die Sympathien seien klar verteilt und das Ganze eine willkommene Gelegenheit für Google, sich hier PR-trächtig als Helden aufzuspielen – nichtdestotrotz ist die Geschichte eine super Sache.

Der Dienst heißt Tweeting-By-Phone: Die Ägypter können ab sofort eine internationale Nummer anrufen und dort eine Voicemail hinterlassen, die sofort mit #egypt getwittert wird. Mehr dazu bei techcrunch.

Anhören kann man sich die Voicemails bei speak2tweet. Ich bin fasziniert und begeistert! Hier bekommt man so hautnah wie noch nie direkte Statements von Menschen aus dem Krisengebiet, nachdem die Regierung versucht hat, genau dies zu verhindern. Und es sind nicht nur geschriebene kurze Texte, sondern echte Stimmen von echten Menschen. Reporter könnten niemals so viele und vor allem derart offene Statements von Leuten einfangen. Mit diesem Kanal können die Menschen in Ägypten der Welt anonym und ohne von Reportern aufgesucht werden zu müssen, berichten, was sie sehen, was sie denken und wie sie sich fühlen. Künftige Historiker werden sich einen Ast freuen, wenn sie solche Dokumente haben, da bin ich mir sicher. Man kann über Google sagen, was man will, aber hier finde ich: Respekt-Punkte verdient!


Cyber-Aktivismus: User-Kommunikationsoffensive für Ägypten

http://www.flickr.com/photos/dnorman/4206855546/

Foto: D`Arcy Norman/flickr

Von: Skirter

Der Cyberkrieg tobt weiter: Das Internet als grenzenübergreifende Informationsplattform, die sich – im Gegensatz zu Presse und Redaktionsgebäuden – weder zensieren, einschüchtern oder in die Luft sprengen lässt, wird mehr und mehr zum Symbol der Meinungsfreiheit und Plattform von erbitterten Machtkämpfen zwischen den „Großen“ (Regierungen, Konzernen) und „Kleinen“ (Usern). Der Internet-Shutdown in Ägypten war der tyrannische Versuch einer totalitären Regierung,  eine ganze Nation von der Außenwelt abzuschneiden. Vorher griffen bereits die burmesische und nepalesische Regierung zu diesem Mittel, wie bei informationweek nachzulesen.

Kann man nix machen? Oh doch! Der Mensch lässt sich nicht den Mund verbieten, so sehr manche Regierungen sich das auch wünschen. Egal, wie rigoros und brutal die Mittel auch sein mögen, es gibt immer einen Weg: So haben sich auch im Internet Aktivisten zusammen gefunden, die den Ägyptern Kommunikationsmittel zur Verfügung stellen. Telecomix und Anonymous sind lockere, denzentrale Gruppierungen anonymer User ohne Führungspersonen, die per IRC und Wikis untereinander kommunizieren und kaum greifbar sind. Sie informieren die Ägypter über weitere Kommunikationsmöglichkeiten und stellen Chatrooms und andere Kanäle zur Verfügung, berichtet die Huffington Post. Wir sind gespannt, welche Ausmaße der Krieg ums und im Netz noch annehmen wird.



Das morsche Bildungssystem, oder: Bewegen wir uns im Kreis?

Von: Edge

Quelle: http://sirkenrobinson.com/skr/

In einer grundfestenerschütternden Rede vor der Royal Society for the Encouragement of Arts, Manifactures and Commerce, oder kurz RSA, hat Sir Ken Robinson weitreichende Kritik am momentanen Bildungssystem – mit Fokus auf den angelsächsischen Raum, aber weltweit gültig – geübt. In einer sensationell gut gemachten Whiteboard-Animation, die die RSA auf Youtube veröffentlicht hat (siehe ganz unten im Artikel), lässt sich diese Rede wunderbar nachvollziehen.

Doch wer ist Ken Robinson, und warum sollte man ihm zuhören? Der englische Wissenschaftler gehört zu den herausragendsten Akademikern, die sich mit dem Feld der Erziehung, Bildung und der Entfaltung von Kreativität beschäftigen – zu, unter anderem, einer zwölfjährigen Professur an der Universität Warwick kommt die Mitarbeit an  zahlreichen Regierungsinitiativen zum Thema der kreativen und ökonomischen Entwicklung im Vereinigten Königreich. Mit anderen Worten: Wenn so jemand spricht, lohnt es sich zuzuhören – also haben wir das gemacht.

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transmediale.11 – Festival für digitale Kunst und Kultur in Berlin

Von: Skirter

http://www.flickr.com/photos/transmediale/5247618538/sizes/m/in/set-72157625565334372/

Quelle: transmediale / flickr

Dieses Festival wird wohl die Herzen aller Medien- und Elektronikkunst-Freaks höher schlagen lassen: die transmediale.11. Wer sich jetzt angesprochen fühlt und nächste Woche Zeit hat, sollte also unbedingt nach Berlin fahren. Die Veranstalter haben sich vom 1. bis 6. Februar ganz den „radikalen Veränderungen unseres digitalen Zeitalters“ verschrieben und präsentieren „einzigartige Kunstwerke, spektakuläre Live-Performances und einschlägige Theoretiker.“

Aus der Pressemeldung:

„Mit dem Titel RESPONSE:ABILITY ruft die transmediale.11 zur gemeinsamen Reflexion darüber auf, wie wir heute mit und im Internet leben. Das Netz als gesellschaftliche Handlungszone wird immer mehr zu einer umkämpften Ressource.

Rund 170 Künstler, Wissenschaftler und Medienaktivisten gestalten vor diesem Hintergrund im Haus der Kulturen der Welt und an 20 weiteren Satellitenorten eine interdisziplinäre Plattform mit Kunstwerken, Vorträgen, Performances, Workshops und Screenings.“

Das Programm klingt auf jeden Fall sehr vielversprechend:

– die HacKaWay Zone „bringt prozessbasierte und performative Kunstwerke in einer Halle zusammen, die von Interaktivität und Partizipation lebt“

– die Konferenz BODY:RESPONSE – Biomediale Politik im Zeitalter der digitalen Liveness beschäftigt sich mit folgender Frage: „Jetzt, hier und zugleich online zu sein verändert dabei die Art und Weise wie wir wahrnehmen und handeln, beziehungsweise wie wir miteinander umgehen und zusammenarbeiten; es verändert unser Verständnis von Körperlichkeit und Präsenz als Individuum und in der Gemeinschaft. Welche Auswirkungen hat dieser hybride, transformale Zustand der digitalen Liveness auf die Identitätskonzepte unserer Gesellschaft?“

– an den „Schnittstellen zwischen Realwelt und Mediensphäre, zwischen Liveness und Reproduktion, zwischen Virtuellem und Physischem bewegt sich das diesjährige Performanceprogramm der transmediale“, die LIVE:RESPONSE

SyncExistence zeigt 58 Filme und Videos aus 28 Ländern

Im Archiv gibt es Videos vergangener Festivals – die Macher haben sich auch nach dem Event wirklich Mühe gegeben, das Ganze aufzubereiten, das muss man ihnen lassen.  Schade, dass ich nicht dabei sein kann, aber ich denke, es lohnt sich! Tickets gibt es für Einzelveranstaltungen ab 5 Euro, 25 Euro kostet der Tagespass und wer das gesamte Festival besuchenb will, zahlt 80 Euro (Ermäßigungsberechtigte weniger).

Sortiere das Programm nach:

transmediale.11 Satellites



Pentagon: Militärs können keine Verbindung zwischen Manning und Assange feststellen

Von: Edge

Laut einem Post von Richard Adams auf der Guardian-Homepage, der sich auf eine Meldung bei NBC bezieht, können US-Militärs anscheinend keine Verbindung zwischen Manning und Assange feststellen. Sollte sich dies bewahrheiten, würde es laut Richard Adams jede realistische Chance zunichte machen, Julian Assange unter dem eh schon zweifelhaften Espionage Act anzuklagen. NBC schreibt weiter in Bezugnahme auf die Meldung, dass Manning letzte Woche vom „Gefängnisvorsteher“ Averhart unter gesonderter Aufsicht wegen Selbstmordgefahr gesetzt wurde:

„Military officials said Brig Commander James Averhart did not have the authority to place Manning on suicide watch for two days last week, and that only medical personnel are allowed to make that call.

The official said that after Manning had allegedly failed to follow orders from his Marine guards. Averhart declared Manning a „suicide risk.“ Manning was then placed on suicide watch, which meant he was confined to his cell, stripped of most of his clothing and deprived of his reading glasses — anything that Manning could use to harm himself. At the urging of US Army lawyers, Averhart lifted the suicide watch.“

Es sind hoffnungsvolle Zeichen, dass sowohl NBC und The Guardian aktuelle Nachrichten vom Fall Manning berichten – selbst Regierungssprecher Robert Gibbs muss sich auf Pressekonferenzen ungemütlicher Fragen stellen:

„ABC’s Jake Tapper raised questions about Manning’s treatment during Monday’s press briefing with White House spokesman Robert Gibbs:

Jake Tapper, ABC: A quick question about Bradley Manning, suspected of leaking information. Is the administration satisfied that he’s being kept in conditions that are appropriate for his accused crime and that visitors to Bradley Manning are treated as any visitors to any prison are treated?

Robert Gibbs: I haven’t, you know, truthfully, Jake, have not heard a lot of discussion on that inside of here. I’m happy to take a look at something. In terms of a specific question about that, I think that I would direct you to the authorities that are holding him.“

Alles klar. Ein Fall mit dieser Art von Öffentlichkeit wird nicht besonders viel diskutiert. Wollen wir hoffen, dass dies der Beginn von zunehmendem öffentlichen Druck wird, und somit in den Fluren des Weißen Hauses etwas mehr Diskussionsgrundlage gefunden werden kann. Ein Fall wie Bradley Manning hat das Potenzial eine Wiederwahl deutlich zu gefährden, denn gerade die tendenziell toleranteren und weltoffeneren Wähler der Demokraten können durch die falschen Entscheidungen und Signale desillusioniert werden und ihrer Partei wichtige Stimmen enthalten; es ist auch zu hoffen, dass sich die US-Justiz an Fällen wie Daniel Ellsberg erinnert. Vielleicht berichtet die deutsche Presse ja auch – in zwei, drei Wochen oder so.


Alpha 0.7 – Der Feind in Dir: Ambitioniertes, multimediales SWR-Projekt

Von: Edge

Via einer unserer Lieblings-Blogs Opalkatze haben wir von dem spannenden SciFi-Projekt „Alpha 0.7 – Der Feind in Dir“ erfahren. Viel weiß ich mangels Fernsehanschluss noch nicht, nur soviel: Das öffentlich-rechtliche Projekt beschäftigt sich auf mehreren Kanälen mit der Frage nach der weiteren Verbreitung der öffentlichen Kontrolle, und wie sehr der einzelne Bürger bereit oder nicht bereit ist, dem Widerstand zu leisten. Opalkatze hat es in ihrem Post mit folgendem, neugierig machenden Teaser beschrieben:

„Stuttgart 2017. Mit einem neurowissenschaftlichen Experiment will eine Spezialabteilung des BKA die lückenlose Überwachung einzelner Personen konfektionieren. Die junge Johanna Berger, die nicht ahnt, daß sie Alpha 0.7 in dem Gehirnscannertest ist, steht im Mittelpunkt der Handlung. Sie findet Hilfe beim Datenschützernetzwerk apollon, das gegen die allfällige staatliche Überwachung kämpft.

Ein Schuss 1984, ein Teelöffel Minority Report, sowie die momentane Sicherheitshysterie und den Kontrollwahn weiterspinnend, die seit dem 11. September und der gesellschaftlichen Dominanz dieses anscheinend schwer verständlichen „Internets“ jede westliche Regierung ergreifen – das Ganze von jungen kreativen Köpfen aufbereitet: Könnte also spannend werden (beziehungsweise war es – ich komme ja hier wie die alte Fastnacht zu der Geschichte).

Im November letzten Jahres wurde Alpha 0.7 als sechsteilige Reihe sowie auch als 125-minütiger Film ausgestrahlt; weiterhin begleitet eine sechs-teilige Hörspielreihe sowie eine In-Universe-Website die Geschichte. Sogar auf Facebook kann man News auf einer eigens eingerichteten Page verfolgen.

Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt.


Ironie des Jahres 2010

Von: Edge

Leider allzu wahr. Diese Meldung ist zwar nicht mehr gerade taufrisch, der obige Cartoon dafür schon: Das Bild spielt auf die umstrittene Wahl des TIME-Magazins des von manchen Seiten bewunderten und von anderen kritisierten Facebook-Gründers Mark Zuckerberg zum „Man Of The Year 2010“ an. Der Titel wird jedes Jahr vom TIME-Magazin an die Person verliehen, die die meisten Schlagzeilen produziert hatte. Dass TIME durchaus kontroverse Entscheidungen trifft, bewies es schon 1938 und 1939 (jeweils Hitler und Stalin) sowie 1972 (Nixon während der bereits angelaufenen Watergate-Prozesse). Doch 2010 spielte es auf Nummer sicher – für viele, unter anderem für uns von Skirt The Edge, eine Enttäuschung.